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Wussten Sie schon?

Mit ein wenig Distanz zur glücklichen Partnerschaft

"Was lässt manche Paare glücklich werden, andere scheitern? Der Psychiater Prof. Dr. Josef Aldenhoff untersucht, wie Beziehungen gelingen – und rät zu ein wenig Distanz zwischen den Partnern

Die glücklichsten Momente meines Lebens waren die Geburten meiner Kinder. Nach einer scheinbaren Ewigkeit – und dann doch so plötzlich – war da ein kleiner Mensch, heil und doch zerbrechlich. Noch jetzt, im Nachhinein, fehlen mir die Worte, es war einfach überwältigend. Ohne Partnerschaft, oder mindestens einen kurzen Moment von Gemeinsamkeit, würde es solche außergewöhnlichen Augenblicke natürlich nicht geben.

Eine Liebesbeziehung kann in der Tat ganz wunderbare Sachen bescheren: wärmende Nähe, Bestätigung und eben auch tolle Kinder. Bloß: Man muss für dieses Glück etwas tun, Partnerschaft ist kein Glücksversprechen.

Viele Menschen aber gehen davon aus – und so fangen die Pro­bleme in langjährigen Beziehungen an. Weil sie anfangs so glücklich waren, glauben Menschen, sie werden immer glücklich sein. Mehr noch: Manche finden gar, weil ihr Partner ihr Partner ist, schuldet er ihnen eine glückliche Beziehung. Aber so funktioniert es nicht.

"Das Herzklopfen bleibt nur, wenn wir den anderen immer wieder überraschen können"

Liebesglück hat nichts mit ­Ansprüchen zu tun, sondern mit Neugier und Interesse am Partner. Das Herzklopfen bleibt doch nur, wenn mich meine Frau oder mein Mann noch überraschen kann. So widersinnig es zunächst klingt: Oft hilft ein wenig Distanz, um glücklich zu bleiben. Denn wenn zwei aufeinanderkleben, können sie den jeweils anderen nicht mehr ­sehen – und lassen als Paar auch keinen Raum für Entwicklung. Auch, wenn das ziemlich „in“ ist: Vielleicht ist es gar nicht so gut, von Anbeginn alles preiszugeben, alles Erlebte, jeden Gedanken. Es fällt schwer, in jemanden verliebt zu bleiben, der daliegt wie ein offenes Buch.

Viele Liebende halten ein Leben in Symbiose mindestens am Anfang für den Idealzustand, glauben, dass Sicherheit das Äquivalent von Glück sei. Wenn jemand das braucht, ist es in Ordnung. Unsere Liebesmodelle sind sehr individuell, und manche lieben es halt kuschelig. Doch nach meiner Erfahrung ist Gewöhnung ein natürlicher Feind des Glücks.

Man hat mehr davon, wenn man sich in einer Beziehung immer wieder auf neue, auch unsichere oder verrückte Lebenszustände einlassen kann und den anderen dabei immer wieder neu kennenlernt."

Protokoll: Katharina von Ruschkowski

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