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Wussten Sie schon?

Die Falle der Selbstoptimierung – Wenn Entwicklung zur Erschöpfung wird

Immer mehr erreichen. Noch besser werden. Mehr aus sich herausholen.Was einst als Chance zur persönlichen Entwicklung galt, wird für viele zur stillen Quelle von Stress, Selbstzweifeln und Überforderung:Die ständige Selbstoptimierung.

In einer Gesellschaft, die Leistung und Effizienz belohnt, verschwimmt die Grenze zwischen gesunder Weiterentwicklung und chronischer Selbstüberforderung zunehmend.Doch was passiert, wenn das Streben nach „mehr“ nicht zur Stärkung, sondern zur Erschöpfung führt?


Was ist Selbstoptimierung eigentlich – und wo beginnt die Falle?

Selbstoptimierung bedeutet: An sich zu arbeiten – körperlich, emotional, geistig.Das kann heilsam und gesund sein, wenn es aus einem inneren Bedürfnis nach Wachstum entsteht.

Die Falle beginnt dort, wo aus einem freiwilligen Prozess ein innerer Zwang wird.Wenn jede Pause ein schlechtes Gewissen auslöst. Wenn kein Zustand gut genug ist. Wenn der Blick in den Spiegel oder ins Leben nur noch bewertet:

Bin ich heute produktiv genug? Stark genug? Schlank, ruhig, achtsam, leistungsfähig genug?

Die Selbstoptimierung wird dann zum ständigen Antreiber, zur subtilen inneren Stimme, die nie zufrieden ist.


Psychologisch betrachtet: Das Streben nach „mehr Ich“ als Mangelmaskerade

Die psychologische Wurzel von übermäßiger Selbstoptimierung liegt oft im Gefühl des Nicht-genug-Seins.Das ständige Streben nach Verbesserung ist häufig ein Versuch, eine tieferliegende Leere zu kompensieren:

  • Wer sich im Kern nicht liebenswert fühlt, strebt nach Perfektion.

  • Wer in der Kindheit nur für Leistung gesehen wurde, sucht Anerkennung durch Effizienz.

  • Wer sich innerlich nicht sicher fühlt, versucht durch Kontrolle über sich selbst Sicherheit herzustellen.

Was wie Stärke aussieht, ist oft ein Versuch, sich selbst zu „reparieren“ – in der Hoffnung, dadurch endlich okay zu sein.

Doch der Haken:Das Ziel ist nie erreichbar, solange der innere Antreiber sagt:

„Du musst erst besser, schöner, klüger sein – dann bist du wertvoll.“

Neurowissenschaftlich betrachtet: Dauerstress durch ständige Selbstbewertung

Unser Gehirn ist ein lernendes System. Es passt sich dem an, was wir ihm regelmäßig zuführen – auch gedanklich.

Bei ständiger Selbstoptimierung laufen häufig unbewusst Prozesse ab wie:

  • Vergleichen (Soziale Medien, Umfeld, „die bessere Version meiner selbst“)

  • Bewerten (Was war gut? Was nicht genug?)

  • Kontrollieren (Was muss ich tun, um zu genügen?)

  • Antreiben („Ich darf nicht nachlassen“)

Diese Prozesse aktivieren regelmäßig das Stresszentrum im limbischen System – vor allem die Amygdala.Dauerhafter Stress sorgt für eine erhöhte Ausschüttung von Cortisol – das schwächt das Immunsystem, schädigt die Konzentrationsfähigkeit und begünstigt langfristig Erschöpfungszustände, Depressionen oder Angststörungen.

Der Körper merkt:

„Ich bin ständig im Alarmzustand – ich darf nicht versagen.“

Selbstfürsorge, Ruhe und Freude geraten aus dem Blickfeld.


Was macht die permanente Selbstoptimierung mit der Psyche?

Ständige Selbstverbesserung kann zu folgenden psychischen Effekten führen:

  • Chronischer Selbstzweifel

  • Perfektionismus

  • Erschöpfung bis hin zum Burnout

  • Reizbarkeit, Schlafstörungen

  • Gefühl innerer Leere trotz äußerem Erfolg

  • Verlust der eigenen Bedürfnisse (funktionieren statt fühlen)

Vor allem entsteht ein innerer Druck, der nicht nachlässt – selbst dann nicht, wenn Ziele erreicht wurden. Denn das nächste Ziel wartet schon.


Wie erkennen wir den gesunden Unterschied zwischen Entwicklung und Optimierungszwang?

Gesunde Entwicklung:

  • Kommt aus einem inneren Bedürfnis

  • Dient dem eigenen Wohlbefinden

  • Respektiert Grenzen und Bedürfnisse

  • Beinhaltet Phasen von Ruhe, Integration und Genuss

  • Stärkt das Selbstwertgefühl

Ungesunde Selbstoptimierung:

  • Wird von außen oder innerem Druck getrieben

  • Ignoriert Erschöpfung und innere Grenzen

  • Entwertet Erreichtes

  • Verknüpft den Selbstwert mit Leistung

  • Vermeidet echte Selbstbegegnung


Was hilft, sich aus der Optimierungsfalle zu lösen?

  1. Innehalten & HinterfragenWoher kommt mein Drang zur Selbstoptimierung? Was verspreche ich mir davon?

  2. Gefühle statt To-do-Listen priorisierenNicht nur: Was will ich erreichen? Sondern: Wie möchte ich mich fühlen?

  3. Selbstmitgefühl übenSich selbst liebevoll begleiten, statt antreiben. Fehler dürfen sein.

  4. Räume schaffen für Echtheit statt EffizienzKreative Pausen, Stille, nicht-funktionale Begegnungen – sie erinnern daran, dass Leben mehr ist als Leistung.

  5. Verbindung statt VergleichDer Austausch mit Menschen auf Augenhöhe hilft, wieder bei sich selbst anzukommen – jenseits von Optimierungsdruck.


Fazit: Du bist kein Projekt. Du bist ein Mensch.

Es ist wunderbar, sich weiterzuentwickeln.Aber: Du musst dich nicht permanent verbessern, um liebenswert zu sein.


Manchmal ist Entwicklung, loszulassen.Manchmal ist Wachstum, stillzustehen.Und manchmal ist Selbstfürsorge der mutigste Schritt zurück zu sich selbst.


Vielleicht ist jetzt ein guter Moment, sich selbst nicht mehr als Baustelle zu betrachten – sondern als lebendigen, wertvollen Menschen. Genau jetzt.




 
 
 

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