Zwischen Reiz und Reaktion: Warum wir oft anders handeln, als wir wollen – und wie wir es ändern können
- info44776
- 13. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Viele Menschen kennen dieses Dilemma: Man möchte ruhig bleiben, aber plötzlich schießt der Ärger hoch. Man will Grenzen setzen, und doch sagt man wieder Ja. In diesen Momenten scheint etwas in uns „über uns hinweg“ zu entscheiden.Warum passiert das – und was können wir tun?
Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum
Dieses bekannte Zitat von Viktor Frankl beschreibt den entscheidenden Punkt: In der Theorie liegt zwischen einem äußeren Reiz (z. B. eine Provokation) und unserer Reaktion (z. B. ein Rückzug oder ein Wutausbruch) ein innerer Spielraum – die bewusste Wahl. Doch in der Praxis wird dieser Raum oft übergangen. Statt bewusst zu entscheiden, reagieren wir – impulsiv, unbewusst, manchmal irrational.
Was passiert im Gehirn?
Unser limbisches System, insbesondere die Amygdala, reagiert auf Bedrohung – auch auf emotionale. Wird ein altes Muster aktiviert (z. B. „Ich werde abgelehnt“), schaltet der Körper in Alarm. Der präfrontale Kortex – zuständig für Abwägen, Logik und bewusste Steuerung – wird dabei oft „überspielt“. Wir sind in diesem Moment nicht vernünftig, sondern im Überlebensmodus.
Warum viele Reaktionen alt sind
Unsere Reaktionsmuster entstehen oft früh: in der Kindheit, im sozialen Umfeld, unter bestimmten Belastungen. Wenn damals Wut bestraft, Traurigkeit übersehen oder Grenzen missachtet wurden, haben wir gelernt, uns anzupassen – durch Rückzug, Kontrolle, Gefallenwollen.Diese Muster wirken heute noch – oft automatisch.
Wie lassen sich neue Wahlräume schaffen?
Körperwahrnehmung stärken: Wer rechtzeitig spürt, wann Stress aufkommt, kann eher regulieren. Atemübungen, Focusing oder somatische Techniken helfen.
Trigger verstehen: Statt sich für die Reaktion zu verurteilen, lohnt sich die Frage: Was wurde da gerade in mir aktiviert?
Selbstmitgefühl entwickeln: Die innere Stimme, die sofort kritisiert, darf weicher werden. Veränderung braucht Sicherheit – keine innere Härte.
Training: Neue Reaktionen müssen geübt werden. In kleinen Alltagssituationen beginnen – bewusst und liebevoll.
Fazit:
Bewusstes Handeln statt automatischer Reaktion ist möglich – aber es braucht Zeit, Übung und Mitgefühl mit sich selbst. Wer lernt, den Raum zwischen Reiz und Reaktion zu betreten, gewinnt etwas sehr Kostbares: echte Freiheit.

Comments