Warum es so schwerfällt, nichts zu tun – Die Angst vor der Pause
- info44776
- vor 22 Stunden
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In einer Welt, in der Leistung, Effizienz und Geschwindigkeit als höchste Tugenden gelten, fällt es vielen schwer, sich dem Nichtstun hinzugeben. Die bloße Vorstellung, einfach nur zu sitzen, zu atmen, nichts zu „leisten“, erzeugt bei vielen Menschen inneren Druck. Dabei wäre genau das manchmal der heilsamste Schritt. Warum das Nichtstun oft Angst macht – und was dabei im Gehirn passiert – erklärt dieser Artikel.
Psychologischer Hintergrund
Viele Menschen verknüpfen ihren Selbstwert mit Produktivität. Bereits in der Kindheit entsteht das Bild: "Wenn ich funktioniere, bin ich liebenswert." Diese tief verinnerlichten Glaubenssätze wirken im Erwachsenenalter oft unbewusst weiter. Wer nicht ständig „etwas schafft“, fühlt sich schnell wertlos oder unbedeutend.
Die Folge: Ein ständiger innerer Antreiber, der kaum Pausen zulässt. Psychologisch entsteht so ein Zustand permanenter Alarmbereitschaft – vergleichbar mit einem ununterbrochen aktiven Stresssystem.
Neurologische Perspektive
Das menschliche Gehirn ist ein Gewohnheitstier. Belohnungssysteme wie Dopamin, Serotonin und Oxytocin werden bei Aktivität, Zielerreichung und sozialer Anerkennung ausgeschüttet. Wer dauerhaft in einem Modus der Selbstüberforderung lebt, bringt sein Nervensystem aus dem Gleichgewicht:
Die Amygdala (Angstzentrum) wird überaktiv
Der präfrontale Kortex (Zentrum für rationales Denken) arbeitet unter Stress langsamer
Das autonome Nervensystem gerät in einen dauerhaften Sympathikus-Zustand (Kampf oder Flucht)
Was passiert, wenn wir uns Ruhe erlauben?
Zunächst: Widerstand. Innere Unruhe. Vielleicht sogar Angst. Denn plötzlich ist da Raum für alles, was sonst unterdrückt wurde: alte Gefühle, Zweifel, innere Leere. Doch wer sich diesen Zuständen zuwendet, statt sie weiter zu vermeiden, findet Schritt für Schritt zurück in die Selbstregulation.
Pausen ermöglichen dem Gehirn:
Reizverarbeitung
emotionale Integration
Wiederaufbau neuronaler Ressourcen
Fazit
Pausen sind kein Luxus, sondern eine neurologische Notwendigkeit. Wer lernt, mit dem inneren Widerstand gegen Ruhe umzugehen, wird nicht weniger produktiv – sondern klarer, kraftvoller und authentischer. Nichtstun ist keine Schwäche. Es ist ein stiller Akt der Selbstfürsorge.

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