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Wussten Sie schon?

Wenn das Glas zur Gewohnheit wird

Wie regelmäßiger Alkoholkonsum den Menschen verändert – psychisch, neuronal, körperlich und beziehungstechnisch

Ein Glas Wein zum Entspannen, ein kühles Bier nach Feierabend, ein paar Drinks mit Freunden am Wochenende – für viele gehört Alkohol zum Alltag. Was gesellschaftlich normal wirkt, kann auf Dauer jedoch tiefe Spuren hinterlassen.

Regelmäßiger Alkoholkonsum – selbst in moderaten Mengen – verändert das psychische Empfinden, die Gehirnfunktion, den Körper und die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen. Und das oft schleichend, lange bevor die Kontrolle ganz verloren geht.


1. Psychische Veränderungen: Der emotionale Nebel

Alkohol wirkt beruhigend, enthemmend und kann kurzfristig helfen, negative Gefühle zu dämpfen. Wer regelmäßig trinkt, nutzt diese Wirkung oft unbewusst zur Stressbewältigung – ein gefährlicher Mechanismus.

Typische psychische Veränderungen:

  • Emotionale Abflachung – sowohl Freude als auch Trauer werden gedämpft erlebt

  • Verstärkte Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen

  • Verdrängung statt Verarbeitung innerer Konflikte

  • Steigende Angstzustände, insbesondere am Folgetag ("Hangxiety")

  • Wachsende Abhängigkeit von Alkohol zur emotionalen Regulierung

Mit der Zeit geht die Fähigkeit verloren, Gefühle ohne Hilfsmittel auszuhalten oder zu verarbeiten.


2. Neuronal: Die stille Umbauarbeit im Gehirn

Das Gehirn reagiert empfindlich auf regelmäßigen Alkoholkonsum – vor allem auf neurochemischer Ebene. Die Veränderungen betreffen insbesondere:

  • Dopamin-Rezeptoren: Die Empfindlichkeit sinkt. Es wird mehr Alkohol benötigt, um die gleiche „Belohnung“ zu spüren.

  • Hippocampus: Dieser für Gedächtnis und Lernen zuständige Bereich schrumpft messbar bei chronischem Konsum.

  • GABA- und Glutamat-System: Die Neurotransmitterbalance wird gestört, was zu erhöhter Nervosität, Schlafstörungen und innerer Unruhe führen kann.

  • Präfrontaler Kortex: Der Teil des Gehirns, der für Urteilsvermögen und Impulskontrolle zuständig ist, wird in seiner Funktion gehemmt.

Die Folge ist ein zunehmender Kontrollverlust – nicht nur über das Trinkverhalten, sondern auch über Gedanken, Reaktionen und Entscheidungen.


3. Körperliche Auswirkungen: Mehr als nur Kater

Der Körper leidet oft im Stillen – auch wenn äußerlich alles normal wirkt. Alkohol wirkt sich systemisch aus, belastet Organe, Immunsystem und Stoffwechselprozesse.

Häufige körperliche Effekte:

  • Schlechterer Schlaf, trotz Müdigkeit – der Tiefschlaf wird reduziert

  • Leberbelastung – beginnend mit Fettleber bis hin zu chronischen Entzündungen

  • Verdauungsprobleme, wie Reizdarm, Völlegefühl, Sodbrennen

  • Kreislaufbelastung – erhöhter Blutdruck, unregelmäßige Herzfrequenz

  • Immunschwäche – häufigere Infekte und langsamere Heilungsprozesse

  • Hautveränderungen – fahler Teint, Rötungen, beschleunigte Hautalterung

Auch das Krebsrisiko ist bereits bei regelmäßigem „Genusskonsum“ signifikant erhöht – insbesondere für Brust-, Leber- und Speiseröhrenkrebs.


4. Beziehungsdynamik: Wenn Nähe brüchig wird

Alkoholkonsum betrifft nie nur die trinkende Person. Gerade in engen Beziehungen verändern sich Dynamiken oft spürbar – und oft schmerzhaft.

Mögliche Veränderungen im zwischenmenschlichen Bereich:

  • Geringere emotionale Verfügbarkeit – das Gefühl von echter Nähe schwindet

  • Verdrängung oder Verschärfung von Konflikten unter Alkoholeinfluss

  • Abnahme von Intimität, Verlässlichkeit und Kommunikation

  • Co-abhängige Verhaltensmuster – Partner:innen kompensieren, entschuldigen oder decken den Konsum

  • Anstieg von Misstrauen, Schuldgefühlen und Rückzug

Kinder in alkoholgeprägten Haushalten entwickeln besonders häufig Ängste, Schamgefühle oder gestörte Bindungsmuster – selbst, wenn „nie etwas Schlimmes passiert“ ist.


Fazit: Der stille Einfluss von Alkohol

Alkohol verändert – langsam, subtil, aber tief. Er beeinflusst Denken, Fühlen, Beziehungen und körperliche Gesundheit weit mehr, als gesellschaftlich oft bewusst ist.

Doch die gute Nachricht lautet: Veränderung ist möglich. Das Gehirn ist plastisch, der Körper regenerationsfähig, Beziehungen können heilen – vor allem, wenn der Konsum rechtzeitig reflektiert wird. Es braucht dafür nicht immer radikale Schritte, aber Ehrlichkeit mit sich selbst ist der Anfang.




 
 
 

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Heilerlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz, eingeschränkt auf den Bereich der Psychotherapie, §1 Abs.3 Heilpraktikergesetz erteilt vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München (Bayern).

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