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Wussten Sie schon?

Was du festhältst, hält dich fest – Die Psychologie des Loslassens

Es gibt Momente im Leben, in denen man nicht loslassen will – nicht die Person, nicht die Idee, nicht den Schmerz. Doch was man festhält, hält einen selbst fest. Je stärker der Griff, desto mehr beginnt es zu schmerzen. Wie ein Seil, das man zu lange umklammert: Anfangs sichert es. Später zerschneidet es die Haut.

Loslassen ist keine Schwäche, kein Aufgeben. Es ist ein Akt von innerer Reifung und bewusster Entscheidung. Es ist die Fähigkeit, sich vom Zwang der Kontrolle zu befreien und dem natürlichen Fluss des Lebens zu vertrauen. Wer loslässt, wird nicht ärmer – sondern freier.


Wir halten fest, als hinge unser innerstes Gleichgewicht davon ab. Doch je fester der Griff, desto stärker der Schmerz. Wie ein Seil, das man zu lange umklammert: Anfangs gibt es Halt – irgendwann verletzt es.

Loslassen ist keine Schwäche. Es ist ein reifer Akt der inneren Freiheit.


Was geschieht im Gehirn, wenn wir festhalten?

Festhalten ist eine Schutzreaktion. Neurologisch aktiviert es das limbische System, insbesondere die Amygdala, die für Angst, Schutz und emotionale Alarmierung zuständig ist. Sie registriert: „Etwas droht verloren zu gehen“ – und hält uns in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit.

Gleichzeitig wird der Sympathikus, unser Stresssystem, hochgefahren:

  • Der Cortisolspiegel steigt,

  • der präfrontale Kortex, zuständig für Abwägung und rationale Entscheidungen, wird gehemmt,

  • der Zugang zu Kreativität, Mitgefühl und innerer Weite wird blockiert.


Chronisches Festhalten kann zu innerer Unruhe, Schlafproblemen, Überkontrolle, Grübeln und emotionaler Erschöpfung führen.


Was bedeutet Loslassen wirklich – psychologisch betrachtet?

Loslassen ist nicht das Gegenteil von Lieben.Es ist nicht Vergessen. Nicht Gleichgültigkeit.Loslassen bedeutet: die Beziehung zu einer Sache, einem Gedanken oder einem Menschen zu verändern – nicht ihn oder sie auszulöschen.

Psychologisch ist Loslassen ein Übergang:

  • vom Kontrollieren zum Annehmen,

  • vom Widerstand zur Akzeptanz,

  • von der Angst zur Gestaltungskraft.


In therapeutischen Ansätzen wie der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) oder der Schematherapie wird das Loslassen als Prozess innerer Entkopplung verstanden: Nicht verdrängen, nicht festhalten – sondern bewusst anders halten.


Was lassen wir eigentlich los?

Loslassen ist kein einheitlicher Vorgang. Es betrifft verschiedene Ebenen:


1. Kontrolle

Die Vorstellung, alles beeinflussen zu können – Menschen, Zeitpunkte, Emotionen.Loslassen heißt: Vertrauen statt Zwang.


2. Gedanken & Bewertungen

Ständige Geschichten im Kopf wie: „Es hätte anders sein müssen.“Loslassen heißt: Gedanken beobachten – nicht ihnen glauben.


3. Erwartungen

An uns selbst, an andere, an das Leben.Loslassen heißt: dem Moment Raum geben, wie er ist.


4. Selbstbilder & Rollen

Alte Identitäten, wie „Ich muss stark sein“ oder „Ich bin nur wertvoll, wenn ich gebraucht werde“.Loslassen heißt: sich selbst neu begegnen dürfen.


5. Widerstand gegen das, was ist

Die Weigerung, Realität anzuerkennen.Loslassen heißt: innere Flexibilität statt Starrheit.


6. Menschen

Nicht vergessen. Nicht verstoßen. Sondern:

  • Beziehungen loslassen, die nicht mehr nähren,

  • Menschen gehen lassen, die nicht bleiben wollen,

  • Bindungen wandeln, ohne sie zu verneinen.

Loslassen heißt nicht: „Du bist mir egal.“Sondern: „Ich erkenne an, dass ich dich nicht festhalten muss, um dich zu lieben.“

Was geschieht, wenn wir loslassen?

Neurologisch wird beim Loslassen der Parasympathikus aktiviert – unser Beruhigungssystem. Der Körper reguliert sich, der Atem vertieft sich, der präfrontale Kortex gewinnt wieder an Einfluss.Das Gehirn kann verarbeiten, integrieren, entspannen.

Psychologisch entsteht Raum für neue Perspektiven:

  • Für Präsenz statt Vergangenheit,

  • für Beziehung statt Bindung,

  • für Entwicklung statt Wiederholung.

Loslassen führt nicht zu Leere, sondern zu innerer Weite.


Festhalten vs. Loslassen – im Überblick


Festhalten

Loslassen

Gehirn

Amygdala, limbisches System

Präfrontaler Kortex, DMN, Insula

Körper

Stresssystem aktiv (Cortisol)

Beruhigungssystem aktiv (Parasympathikus)

Emotionen

Angst, Kontrolle, Anspannung

Akzeptanz, Vertrauen, Entspannung

Psychisch

Grübeln, Widerstand, Starre

Flexibilität, Offenheit, Präsenz

Langfristig

Erschöpfung, Verlustangst

Resilienz, Freiheit, Entwicklung

Zehn Impulse für inneres Loslassen

  1. Was du festhältst, hält dich auch fest.

  2. Loslassen bedeutet nicht Verlust – sondern Vertrauen.

  3. Du darfst Gefühle haben, ohne dich von ihnen lenken zu lassen.

  4. Nicht alles muss gelöst werden – manches darf einfach sein.

  5. Wahre Kontrolle entsteht, wenn du sie loslässt.

  6. Freiheit beginnt im Inneren, nicht im Außen.

  7. Verlust ist nicht das Ende – oft der Anfang von etwas Neuem.

  8. Liebe bleibt – auch ohne Anhaftung.

  9. Du musst nicht loslassen – aber du darfst.

  10. Wer loslässt, wird nicht weniger – sondern mehr er selbst.


Fazit

Loslassen ist keine Technik – sondern ein Prozess.Es beginnt mit Bewusstheit, reift durch Mut und entfaltet sich durch Übung.

Was wir loslassen, ist nicht weg.Es verändert sich.Es ordnet sich neu.Es findet seinen Platz – außerhalb unserer Hände, aber nicht außerhalb unseres Herzens.

Frei wird man nicht, indem man mehr hat – sondern indem man weniger festhält.


 
 
 

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