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Wussten Sie schon?

Altes loslassen, Neues zulassen – Der psychologische Weg in die Heilung

„Wenn du bereit bist, das loszulassen, was dich krank macht, bist du schon auf dem Weg zur Heilung.“Hippokrates

Loslassen klingt leicht, ist aber oft eine der schwierigsten Aufgaben des menschlichen Geistes. Alte Muster, Beziehungen, Überzeugungen oder Gewohnheiten können schmerzhaft sein, und doch halten viele Menschen daran fest. Psychologisch betrachtet ist Loslassen kein einmaliger Akt, sondern ein innerer Prozess, der tief in neurologischen und emotionalen Strukturen verwurzelt ist.


Warum es so schwer ist, Altes loszulassen

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das Gehirn liebt Wiederholung, weil sie Sicherheit bedeutet. Selbst dann, wenn die Routine schadet.

1. Das Gehirn sucht Sicherheit, nicht Glück

Das limbische System, besonders die Amygdala, bewertet Veränderungen zunächst als potenzielle Gefahr. Unbekanntes aktiviert Stressreaktionen. Der Organismus bevorzugt das Bekannte, weil es berechenbar ist – selbst wenn es ungesund oder unbefriedigend ist.Diese neuronale „Sicherheitsfunktion“ erklärt, warum Menschen in schmerzhaften Beziehungen bleiben, alte Verletzungen festhalten oder an beruflichen Situationen festkleben, die längst überlebt sind.

2. Emotionale Konditionierung

Jede Erfahrung wird im Gehirn mit Emotionen verknüpft. Diese emotionalen Spuren wirken wie unsichtbare Anker. Wenn etwas Altes losgelassen werden soll, droht das emotionale Netzwerk zu „reißen“. Schmerz, Nostalgie oder Schuldgefühle verhindern die Trennung.

3. Das Bedürfnis nach Kontrolle

Loslassen bedeutet, etwas nicht mehr steuern zu können. Für viele Menschen ist das psychologisch bedrohlich. Kontrolle vermittelt Sicherheit, auch wenn sie Illusion ist.

4. Identitätsbindung

Manchmal ist das, was festgehalten wird, Teil der eigenen Identität geworden. Wer etwa über Jahre in der Rolle der Leidenden, der Perfektionistin oder des Retters gelebt hat, verliert beim Loslassen vermeintlich ein Stück von sich selbst.


Psychologische Dimension: Heilung bedeutet Wandlung

In der Tiefenpsychologie gilt Loslassen als Voraussetzung für seelische Transformation. Erst wenn Raum entsteht, kann Neues integriert werden. Menschen, die festhalten, verhindern inneres Wachstum – vergleichbar mit einem Baum, der keine neuen Wurzeln schlägt, weil er sich weigert, altes Laub abzuwerfen.

Heilung erfordert daher Mut, Ungewissheit zuzulassen und die innere Kontrolle teilweise aufzugeben. Das Ziel ist nicht Vergessen, sondern Integration: Die Vergangenheit bleibt Teil der eigenen Geschichte, ohne die Gegenwart zu bestimmen.


Neurologische Perspektive: Wie das Gehirn Veränderung lernt

Neuroplastizität – die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Erfahrung neu zu organisieren – macht Loslassen überhaupt möglich.

  • Neue neuronale Verbindungen entstehen, wenn Menschen bewusst neue Denk- und Verhaltensmuster üben.

  • Alte Netzwerke schwächen sich ab, wenn sie nicht mehr regelmäßig aktiviert werden.

Dieser Prozess ist anstrengend, weil das Gehirn Energie sparen will. Es bevorzugt alte Bahnen. Erst durch Wiederholung, Achtsamkeit und emotionale Selbstregulation werden neue Wege stabil.


Bin ich bereit loszulassen? – Psychologische Selbstreflexion

Die Bereitschaft zum Loslassen entsteht nicht durch Druck, sondern durch Bewusstheit. Folgende Fragen helfen, den eigenen inneren Standpunkt zu erkennen:

  • Was genau halte ich fest – und warum?

  • Dient mir dieser Gedanke, diese Beziehung, dieses Verhalten noch?

  • Welche Angst steht hinter meinem Festhalten?

  • Wie würde sich mein Leben anfühlen, wenn ich wirklich losließe?

  • Bin ich bereit, Unbekanntes zuzulassen, ohne sofort Kontrolle zu haben?

Bereit zu sein bedeutet nicht, keine Angst zu empfinden. Es heißt, trotz der Angst einen Schritt zu wagen.


Praktische Wege, Altes zu lösen

  1. Achtsamkeit – Gedanken und Gefühle beobachten, ohne sie zu bewerten. So entsteht Distanz.

  2. Rituale des Abschieds – Schreiben, symbolisches Verbrennen oder Vergraben eines Briefes kann psychologisch befreiend wirken.

  3. Körperarbeit – Emotionen sind auch körperlich gespeichert. Bewegung, Atemarbeit oder Yoga unterstützen das Nervensystem beim Lösen alter Spannungen.

  4. Selbstmitgefühl – Loslassen braucht Güte, nicht Härte. Der innere Kritiker hat hier Pause.

  5. Neues bewusst einladen – Jede Veränderung braucht einen Ersatzraum: neue Routinen, neue Gedanken, neue Erfahrungen.


Heilung ist kein Ziel, sondern ein Weg

Loslassen bedeutet nicht, die Vergangenheit zu verurteilen. Es heißt, sie zu würdigen und zu erkennen: Sie hat mich hierher geführt, aber sie definiert mich nicht mehr.

Wie Hippokrates schon wusste:Heilung beginnt, wenn der Mensch bereit ist, sich selbst nicht länger im Weg zu stehen.

Der Moment, in dem jemand sagt: „Ich will nicht mehr am Alten festhalten“, ist der erste Atemzug eines neuen Lebensabschnitts.


Die Tür zum Neuen öffnet sich in dem Moment, in dem man aufhört, die alte festzuhalten.


ree

 
 
 

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