Gelassenheit und Stille: Der Wert des Rückzugs für Psyche und Gehirn
- info44776

- 7. Juli
- 2 Min. Lesezeit
In Zeiten ständiger Reizüberflutung gewinnen Stille und Rückzug zunehmend an Bedeutung. Die Fähigkeit zur Gelassenheit – verstanden als innere Ruhe und Ausgeglichenheit trotz äußerer Anforderungen – wird in einer beschleunigten Gesellschaft zur zentralen Ressource. Sowohl aus psychologischer als auch aus neurologischer Perspektive zeigt sich, wie positiv sich Stille und Rückzug auf das psychische Wohlbefinden auswirken können.
Neurologische Wirkungen von Stille und Rückzug
Neurowissenschaftliche Studien belegen, dass Stille messbare Veränderungen im Gehirn hervorruft:
Das sogenannte Default Mode Network (DMN) – ein Ruhezustand des Gehirns – wird aktiviert. Es ist u. a. zuständig für Selbstreflexion, Gedächtnisverarbeitung und kreatives Denken.
Stresshormone wie Cortisol werden reduziert.
Die Aktivität der Amygdala, einem Zentrum für Angst- und Stressverarbeitung, nimmt ab.
Positive Veränderungen zeigen sich auch im präfrontalen Kortex, der für Konzentration und Impulskontrolle verantwortlich ist.
Bereits wenige Minuten echter Stille pro Tag können diese Prozesse in Gang setzen.
Psychologische Aspekte der Gelassenheit
Gelassenheit ist keine passive Haltung, sondern ein aktiver Umgang mit inneren und äußeren Reizen. Psychologisch lässt sie sich unter anderem durch folgende Merkmale beschreiben:
Emotionale Selbstregulation
Akzeptanz nicht veränderbarer Umstände
Distanzierung von automatischen Reiz-Reaktionsmustern
Verzichten auf übermäßige Kontrolle und Bewertung
In psychotherapeutischen Ansätzen wie der kognitiven Verhaltenstherapie, der Schematherapie oder der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) spielt die Förderung von Gelassenheit eine wichtige Rolle.
Zugang zu mehr Gelassenheit im Alltag
Gelassenheit entsteht nicht von selbst, sondern durch bewusste Entscheidungen und Übung. Konkrete Schritte können sein:
Regelmäßige stille Phasen im Alltag einplanen, auch wenn sie nur wenige Minuten dauern
Achtsamkeitstechniken wie Atembeobachtung oder achtsames Gehen praktizieren
Reizreduktion, z. B. durch bewussten Medienkonsum
Akzeptanz fördern, statt an nicht beeinflussbaren Situationen festzuhalten
Reflexion eigener Reaktionsmuster auf Stress oder Konflikte
Reise an den inneren Wohlfühlort, ich trage den Ruheort in mir, er begleitet mich
Die 10 Grundsätze der Gelassenheit
Nicht jede Situation erfordert eine sofortige Reaktion.
Stille ist kein Mangel, sondern ein aktiver Zustand.
Energieeinsatz kann gezielt und bewusst gesteuert werden.
Kontrolle ist nicht in allen Lebensbereichen möglich – Akzeptanz schafft Entlastung.
Achtsamkeit bedeutet Präsenz im Hier und Jetzt.
Rückzug kann eine notwendige Form der Selbstfürsorge sein.
Perfektionsansprüche sind häufig mit innerer Anspannung verbunden.
Vergleiche mit anderen sind selten zielführend.
Gedanken und Emotionen dürfen beobachtet werden, ohne sie zu bewerten.
Gelassenheit ist ein Lernprozess – keine feste Eigenschaft.
Fazit
Gelassenheit und Stille sind wesentliche Ressourcen für psychische Stabilität und kognitive Gesundheit. Die Fähigkeit, sich zurückzuziehen, Reize zu reduzieren und innere Ruhe zu kultivieren, kann langfristig zu mehr Resilienz, Klarheit und Wohlbefinden führen. Sowohl in der Psychologie als auch in der Neurowissenschaft lassen sich vielfältige positive Effekte belegen. Der bewusste Umgang mit Stille und Rückzug ist damit nicht Rückschritt, sondern eine gezielte Form von Selbstregulation und Entwicklung.

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