top of page

Wussten Sie schon?

„Hass in meiner Seele“ – Wenn unter Wut tiefer Schmerz wohnt

Wenn die Seele schreit

Hass. Ein Wort, das wir oft vermeiden. Es klingt brutal, radikal, „zu viel“. Und doch tragen viele Menschen diese Empfindung in sich – bewusst oder unbewusst.Manchmal gegen andere. Manchmal gegen sich selbst.Manchmal so tief vergraben, dass sie als kalte Mauer oder als ständiger innerer Druck auftritt.

Aber was ist Hass eigentlich? Woher kommt er? Warum taucht er oft dann auf, wenn wir uns verletzt fühlen? Und wie gehen wir damit um, ohne dass er uns innerlich vergiftet?


Teil 1: Hass ist keine „böse“ Emotion – sondern eine Überlebensstrategie

Psychologisch gesehen ist Hass keine „schlechte“ oder „falsche“ Emotion – sondern eine sekundäre Schutzemotion.Er entsteht meist nicht aus Stärke, sondern aus tief empfundener Ohnmacht. Aus einem Gefühl, verletzt, ausgeliefert, nicht gesehen oder verraten worden zu sein.

Hass bietet – scheinbar – Kontrolle.Er erzeugt Distanz.Er richtet die Energie nach außen.Er macht das Opfer zum „Täter im Gefühl“.

Besonders häufig entsteht Hass:

  • nach langanhaltenden Demütigungen

  • in toxischen Beziehungen

  • bei Kindheitstraumata

  • bei emotionaler Vernachlässigung

  • wenn Gerechtigkeit massiv verletzt wurde


Teil 2: Die Wurzel von Hass liegt oft in ungelebtem Schmerz

Wer sich mit Hass auseinandersetzt, stößt fast immer auf eine tiefere Ebene:Schmerz.

Hinter der Wut liegt Trauer.Hinter der Ablehnung liegt oft ein tiefer Wunsch nach Nähe.Hinter dem „Ich hasse dich“ liegt manchmal ein: „Ich wollte, du hättest mich beschützt / gesehen / geliebt.“

Der Psychologe Heinz Kohut beschrieb, wie ein „verletztes Selbst“ durch frühkindliche Entwertungen Schutzmechanismen aufbaut, die später als narzisstische Wut oder Hass erscheinen können.Diese Schutzpanzer sollen davor bewahren, noch einmal so tief verletzt zu werden.

Doch was schützen wir da eigentlich?Meist ist es ein kindlicher, empfindsamer Anteil, der sich völlig allein gefühlt hat.


Teil 3: Hass gegen sich selbst – der leise Feind im Inneren

Nicht jeder Hass richtet sich nach außen.Viele Menschen tragen einen stillen Selbsthass in sich.Er zeigt sich in übermäßiger Selbstkritik, Perfektionismus, Essstörungen, selbstschädigendem Verhalten, Bindungsangst oder ständiger innerer Abwertung.

Oft stammt dieser Hass aus frühen Erfahrungen, in denen das Kind gelernt hat:„So wie ich bin, bin ich falsch.“„Ich bin Schuld, wenn es anderen schlecht geht.“„Ich darf keine Fehler machen.“

Statt den Schmerz nach außen zu richten – was vielleicht gefährlich gewesen wäre – wurde er nach innen gekehrt.

Die Folgen?Ein Leben im inneren Krieg.


Teil 4: Gesellschaftlicher Kontext – Wo Wut kein Platz hat, wächst Hass im Verborgenen

Unsere Gesellschaft ist ambivalent mit starken Emotionen:Wut wird oft als unprofessionell, unreif oder destruktiv bewertet.Insbesondere bei Frauen oder sensiblen Menschen wird Wut unterdrückt, geschluckt, verleugnet.

Doch verdrängte Wut sucht sich Wege:

  • als psychosomatische Beschwerden

  • als depressive Verstimmung

  • als Rückzug oder Beziehungsabbruch

  • als Zynismus oder kalte Härte

  • oder eben: als stiller Hass

Was wir nicht ausdrücken dürfen, gärt im Untergrund.Und dort wird es toxisch – nicht, weil Wut böse ist, sondern weil wir sie nicht verwandeln.


Teil 5: Was hilft – psychologisch betrachtet

Hass kann transformiert werden. Aber nicht, indem man ihn „wegerklärt“.Sondern indem man ihn versteht.

1. Raum geben, ohne auszuleben:Wut und Hass dürfen benannt werden – aber ohne sie destruktiv zu entladen.

2. Den Schmerz darunter anerkennen:Was wurde mir genommen? Was habe ich vermisst? Wo war ich schutzlos?

3. Den inneren Anteil sehen:Oft trägt ein jüngerer Anteil in uns den Schmerz – dieser braucht Mitgefühl, nicht Verurteilung.

4. Selbstkontakt aufbauen:Atem, Körperarbeit, therapeutische Unterstützung helfen, wieder ins Spüren zu kommen – jenseits der Abwehr.

5. Verantwortung übernehmen:Nicht im Sinne von Schuld – sondern im Sinne von Selbstermächtigung: Ich entscheide, was ich aus dem Schmerz mache.


Teil 6: Philosophisch betrachtet – Hass als Ruf nach Integrität

In einem tieferen Sinn kann man Hass auch als Ruf nach Wahrheit verstehen.Er zeigt, dass etwas in uns sagt:

„Das war nicht in Ordnung.“„Hier wurde meine Grenze überschritten.“„Ich will nicht länger schweigen oder mich kleinmachen.“

Wenn wir lernen, diesen Ruf zu hören – ohne selbst zu verletzen – dann entsteht Integrität.Dann wird aus Hass keine Tat, sondern eine Kraft.Dann verwandelt sich die Energie von Spaltung in Klarheit.


Fazit: Hass ist ein Hinweis – kein Urteil

Wenn du Hass in dir spürst – ob gegen andere oder gegen dich selbst – dann musst du dich nicht schämen.Du darfst hinschauen. Du darfst fühlen. Und du darfst verwandeln.

Denn am Ende will auch Hass nur eines:Dass wir den Schmerz dahinter nicht länger allein tragen müssen.




 
 
 

Comments


Featured Posts
Archive

HEILERLAUBNIS

Zulassung zur Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung eingeschränkt auf dem Gebiet der Psychotherapie

§1 Abs.3 Heilpraktikergesetz erteilt vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München (Bayern).

  • Tumblr Social Icon
  • Facebook
  • LinkedIn Social Icon
  • Instagram
  • Weißes Xing

KONTAKTAUFNAHME

0 151 - 55 21 22 23

praxis@benita-feller.de

bottom of page