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Wussten Sie schon?

Wenn Gesundheit zur Besessenheit wird – Warum wir in Deutschland oft den Genuss am Essen verlieren

Gesund essen. Sich bewegen. Auf den Körper achten.Eigentlich gute und wichtige Anliegen – doch was passiert, wenn die Beschäftigung mit gesunder Ernährung, Nahrungsergänzung und Bewegung zur Fixierung wird?Wenn Genuss und Leichtigkeit verloren gehen – und an ihre Stelle Kontrolle, Strenge oder gar Schuldgefühle treten?

Ein Blick auf das Verhältnis zu Gesundheit und Ernährung in Deutschland zeigt: Zwischen Gesundheitsbewusstsein und Gesundheitszwang verläuft eine schmale Linie. Und psychologisch wie gesellschaftlich lohnt es sich, genau hinzusehen.


Wenn gesund nicht mehr gesund ist – Wo liegt die Grenze?

Ein bewusster Umgang mit Ernährung kann Ausdruck von Selbstfürsorge sein. Doch in vielen Fällen kippt dieser achtsame Umgang in eine Form von übertriebener Selbstkontrolle:

  • ständiges Kalorienzählen oder Tracken von Makronährstoffen

  • übermäßige Beschäftigung mit Nahrungsergänzungsmitteln

  • Schuldgefühle nach dem „falschen“ Essen

  • Vermeidung ganzer Lebensmittelgruppen ohne medizinischen Grund

  • rigide Essenspläne, Sport als Pflicht – nicht als Freude

In der Psychologie wird dies unter anderem als Orthorexie bezeichnet – die zwanghafte Fixierung auf „gesunde“ Ernährung. Noch keine offiziell anerkannte Diagnose, aber ein zunehmendes Phänomen.


Psychologisch betrachtet: Was steckt dahinter?

Hinter dem Bedürfnis, alles „richtig“ zu machen, steckt oft mehr als nur Gesundheitsbewusstsein:


Kontrollbedürfnis: In einer komplexen Welt vermittelt die Kontrolle über den eigenen Körper (z. B. durch Ernährung) ein Gefühl von Sicherheit.

Selbstwert über Leistung: Gesund sein wird zur Leistung, zur Aufgabe, zur Identität. „Ich bin nur gut, wenn ich diszipliniert bin.“

Angst vor Fehlern oder Krankheit: Gesundheit als moralische Verpflichtung – und jede Abweichung als persönliches Versagen.

Vergleich über soziale Medien: Fitness-, Clean-Eating- oder Bio-Influencer erzeugen Druck, perfekte Routinen zu haben – auch ohne echten medizinischen Hintergrund.


Gesellschaftlicher Blick: Warum gerade in Deutschland?

Vergleicht man den Umgang mit Essen in Deutschland mit anderen Ländern – etwa Frankreich, Italien oder Spanien –, fällt etwas auf: Während dort der Genuss, das gemeinsame Essen, die Lust am Leben im Vordergrund stehen, neigt Deutschland eher zu Askese und Kontrolle.


„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“Diese kulturelle Prägung spiegelt sich auch in der Ernährung wider:

  • Essen als funktionale Nahrungsaufnahme („was ist drin?“ statt „wie schmeckt es?“)

  • Ernährung als moralisches Thema („das darf man nicht essen“)

  • wenig gemeinsame, genussvolle Mahlzeiten im Alltag

  • hoher Markt für Nahrungsergänzungsmittel und Detox-Produkte

  • Fitness- und Diät-Trends boomen – Genuss ist verdächtig


Zu viel Kontrolle – was sind die Folgen?

Ein übertrieben disziplinierter Umgang mit Essen, Bewegung und „Gesundheit“ kann langfristig seelisch belasten:

  • Körperliche Folgen: Nährstoffmängel, Unterversorgung, Verdauungsprobleme trotz „gesunder“ Ernährung

  • Soziale Folgen: Rückzug, Vermeidung von Restaurantbesuchen oder gemeinsamen Essen

  • Emotionale Folgen: Schuld, Scham, Versagensgefühle – Essen wird zur Belastung

  • Psychische Erkrankungen: Essstörungen wie Orthorexie, Anorexie, zwanghafte Verhaltensmuster


Wieder lernen, zu genießen

Gesunde Ernährung und Bewegung müssen nicht anstrengend oder freudlos sein. Im Gegenteil – wahre Gesundheit beginnt mit der Rückverbindung zum Körper und zum inneren Gefühl von Stimmigkeit.


Achtsamkeit statt Kontrolle: Wie fühlt sich mein Körper an? Was brauche ich gerade wirklich?

Intuitives Essen: Hunger, Sättigung, Lust – das sind wichtige Körperimpulse, keine Gegner.

Soziale Verbindung: Gemeinsames Essen ist nährend – für Körper und Seele.

Freude zulassen: Schokolade essen dürfen, ohne sich schuldig zu fühlen. Einen Tag ohne Sport – ohne schlechtes Gewissen.


Fazit:

Der Körper ist kein Optimierungsprojekt.Gesundheit darf bedeuten: sich nähren, sich spüren, sich lebendig fühlen – nicht sich kasteien.

Eine gesunde Beziehung zu Ernährung entsteht nicht durch Verbote, sondern durch Verbindung: zum Körper, zum Genuss, zum Leben.

Vielleicht wäre genau das die gesündeste Haltung von allen.




 
 
 

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