Deutschlands Jugend - Die Sucht nach Social Media
EIN ARTIKEL VON Katrin von Bechtolsheim, Veröffentlichung: 09.03.2020
https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/sucht/onlinesucht-2015702
Es werden weniger harte Drogen konsumiert, der Cannabiskonsum steigt hingegen an. Der Drogen- und Suchtbericht 2019 zeigt Licht und Schatten. Hinzu kommt eine neue Droge: Rund 270.000 Jugendliche sind von internetbezogenen Störungen betroffen - etwa der suchtartigen Nutzung von Social Media.
Drogenbericht 2019 - das sagt die Studie
85 Prozent der 12- bis 17-Jährigen nutzt soziale Medien jeden Tag.
Die tägliche Nutzungsdauer beträgt im Durchschnitt knapp drei Stunden. Die meiste Zeit verbringen die Kinder und Jugendlichen mit der Nutzung von WhatsApp (66 Prozent), gefolgt von Instagram (14 Prozent) und Snapchat (9 Prozent).
Zur Erfassung einer problematischen Social-Media-Nutzung wurde die Social Media Disorder Scale eingesetzt. In der repräsentativen Stichprobe erfüllten 2,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen die Kriterien einer Social Media Disorder. Dieser Prozentsatz entspricht etwa 100.000 Betroffene.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Nutzung sozialer Medien ein Suchtpotenzial birgt und sich ungünstig auf verschiedene Lebensbereiche auswirken kann.
Internetbezogene Störungen
Bei 5,8 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen ist von einer Computerspiel- oder Internetabhängigkeit auszugehen.
Weibliche Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren sind 3 % stärker betroffen als die männlichen Jugendlichen dieser Altersgruppe.
Mit verschiedenen Begriffen wie "Computerspielabhängigkeit", "pathologischer Internetgebrauch" und "Internetsucht" werden Verhaltensweisen bezeichnet, die viele Merkmale von Sucht oder Abhängigkeit aufweisen.
Nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand werden die neu erforschten Störungsbilder im Bereich der Computerspiel- und Internetnutzung den stoffungebundenen Suchterkrankungen (Verhaltenssüchten) zugerechnet. Da Belege zu Störungen mit Krankheitswert vor allem im Bereich der pathologischen Computerspielnutzung vorliegen, wurde die Forschungsdiagnose auf diese begrenzt und als Internet Gaming Disorder bezeichnet.
Internet Gaming Disorder
Wenn fünf (oder mehrere) der folgenden Symptome über eine Periode von zwölf Monaten bestehen, liegt eine Internet Gaming Disorder vor:
dauernde Beschäftigung mit Internet- bzw. Online-Spielen
Entzugssymptome, wenn nicht gespielt werden kann, zum Beispiel Unruhe, Gereiztheit
Toleranzentwicklung: Bedürfnis, immer mehr zu spielen
Kontrollverlust: Versuche, weniger oder nicht zu spielen, missglücken
Verlust des Interesses an früheren Hobbys oder anderen Aktivitäten
Täuschung von Familienmitgliedern, Therapeuten oder anderen Personen über das wirkliche Ausmaß des Online-Spielens
Gebrauch der Online-Spiele, um negativen Emotionen (zum Beispiel Hilflosigkeit, Ängstlichkeit) zu entkommen
Gefährdung oder Verlust von Beziehungen, Arbeit oder Ausbildung wegen des OnlineSpielens
exzessives Online-Spielen trotz des Wissens um die psychosozialen Probleme
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