80 Prozent mehr psychische Erkrankungen
"Existenzängste und Furcht vor dem Coronavirus: Im ersten Halbjahr 2020 verzeichnet eine Krankenkasse einen enormen Anstieg von Krankmeldungen wegen seelischer Leiden.
Die KKH Kaufmännische Krankenkasse hat im ersten Halbjahr 2020 rund 26.700 Krankmeldungen wegen seelischer Leiden verzeichnet.
Die Zahl der psychischen Erkrankungen ist in der Coronavirus-Krise nach einer Erhebung der Krankenkasse KKH unter ihren Versicherten deutlich gestiegen. Wie die KKH mitteilte, verzeichnete sie im ersten Halbjahr 2020 rund 26.700 Krankmeldungen wegen seelischer Leidenunter ihren etwa 1,7 Millionen Versicherten. Das seien gut 80 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum gewesen. Es sei denkbar, dass viele Menschen aufgrund von Existenzängsten durch Jobverlust und Kurzarbeit, der Furcht vor dem neuen Virus und den damit einhergehenden Lebensveränderungen nicht zurechtgekommen seien und deshalb bereits während der Pandemie einen Arzt aufgesucht hätten, so die Kasse. Den Angaben zufolge lag der Krankenstand insgesamt insbesondere im März auf Rekordniveau. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fehlten in dem Monat im Schnitt 7,1 Prozent ihrer Sollarbeitszeit. Im Vorjahresmonat lag der Wert bei 5,6 Prozent. Vor allem bei Frauen registrierte die KKH einen Höchststand, insbesondere in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Spitzenwerten von etwa 10 Prozent. Telefonseelsorge - "Ich bin gerade fassungslos"Seit 16 Jahren hört sich Eva Schüler die Sorgen der Menschen am Telefon an. Wegen Corona sind es mehr geworden. Unsere Reporterin begleitet sie durch eine Schicht. Rekordkrankenstand wegen Atemwegserkrankungen Grund für die hohe Zahl an Krankmeldungen waren laut KKH vor allem Erkältungen. Aufgrund von Husten, Schnupfen und ähnlichen Symptomen hätten sich im März zwei Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer krankschreiben lassen. Im März 2019 waren es demnach nur halb so viele. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kinderbetreuung und -erziehung sowie Alten- und Krankenpflege seien am meisten von Atemwegserkrankungen betroffen gewesen. Die Zahlen lassen laut der Krankenkasse vermuten, dass in der Pandemiehochphase viele Menschen bei Corona-ähnlichen Symptomen zu Hause geblieben seien, um andere Menschen nicht zu gefährden. Demnach sank der Krankenstand auch wieder deutlich mit zunehmender Lockerung der Corona-Regeln. Im Mai und Juni sei er sogar etwas niedriger als in den Vorjahresmonaten gewesen. Insgesamt verzeichnete die KKH für das erste Halbjahr 2020 523 Krankschreibungen aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirusbeziehungsweise eines Verdachts darauf. Auch hier sei die Pflegebranche am meisten betroffen. Die Krankheitsdauer lag demnach bei durchschnittlich 12,4 Tagen – die längste Corona-bedingte Krankschreibung dauerte 34 Tage.
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