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Wussten Sie schon?

Warum Menschen sich über alles aufregen – aber nichts dagegen tun

Ein Blick in die Psyche, ins Nervensystem und in die gesellschaftliche Realität

Deutschland befindet sich in einer Phase, die viele Menschen subjektiv als krisenhaft empfinden: wirtschaftliche Unsicherheiten, Streit um Migration, angespannte Sozialkassen, überlastete Kommunen, marode Infrastruktur, kulturelle Kürzungen. Die gesellschaftliche Stimmung wirkt gereizt, müde, erschöpft.

Und dennoch passiert etwas Merkwürdiges:

Die Menschen regen sich auf – aber sie handeln nicht.Warum?

Psychologie und Neurowissenschaft liefern erstaunlich klare Antworten.


1. Die Psychologie der erlernten Ohnmacht

Wenn Menschen das Gefühl haben, keinen Einfluss auf politische oder gesellschaftliche Entscheidungen zu haben, entsteht ein Phänomen namens learned helplessness (Martin Seligman).

Die Logik lautet:

  • „Es bringt sowieso nichts.“

  • „Auf uns hört doch keiner.“

  • „Man kann ja eh nichts ändern.“

Das Gehirn speichert solche Erfahrungen ab. Je öfter jemand erlebt, dass seine Bedürfnisse oder Sorgen ungehört bleiben, desto stärker wird die Überzeugung:

Handeln ist überflüssig.

Das Ergebnis? Passivität trotz Ärger.


2. Das Stresshirn und die Angst vor Veränderung

Neurologisch passiert Folgendes:

Unter Dauerstress – und gesellschaftliche Unsicherheit ist Dauerstress – wird der präfrontale Kortex geschwächt. Das ist der Teil des Gehirns, der für:

  • Planung

  • Mut

  • Abwägung

  • Initiative

zuständig ist.

Parallel fährt die Amygdala (das Alarmzentrum) hoch.Das bedeutet:

  • mehr Angst

  • mehr Gereiztheit

  • mehr Überforderung

  • weniger Handlungsfähigkeit

Menschen reden dann zwar viel über Probleme, kommen aber nicht ins Tun.

Das Gehirn ist schlicht blockiert.


3. Das Komfortzonen-Dilemma

Handeln bedeutet Aufwand. Es bedeutet Zeit, Energie, Konflikt, möglicherweise Risiko.

Der Mensch ist biologisch darauf optimiert, Energie zu sparen.

Zudem herrscht oft eine fatale Illusion vor:

„Solange mein persönliches Leben gerade so funktioniert, wird schon nichts Schlimmes passieren.“

Die Psychologie nennt das Status-quo-Trägheit.

Man weiß zwar, dass vieles schiefläuft, aber Veränderungen bedeuten Arbeit – und die schreckt ab.


4. Gesellschaftliche Erschöpfung – ein stiller, aber mächtiger Zustand

Viele Menschen sind schlicht müde. Nicht nur körperlich, sondern emotional.

  • Pandemie

  • Inflation

  • Teilweise Lohnverluste

  • Politische Dauerpolarisierung

  • Überlastung im Alltag

  • Angst vor sozialem Abstieg

Diese Gesamtlage führt zu einem kollektiven Zustand von Erschöpfungsdepression.

Ein erschöpfter Mensch kritisiert, schimpft, klagt – aber er marschiert nicht, organisiert nicht, widerspricht nicht laut.

Er versucht zu „überleben statt zu gestalten“.


5. Der Zuschauer-Effekt auf gesellschaftlicher Ebene

Psychologisch bekannt: Der bystander effect.Wenn viele Menschen ein Problem sehen, aber niemand etwas tut, passiert Folgendes:

  • alle warten auf „die anderen“

  • jeder hofft, dass jemand anderes anfängt

  • niemand will der Erste sein

Das führt zu einem paradoxen Stillstand.


6. Die Angst vor sozialer Ausgrenzung

Handeln bedeutet, sichtbar zu werden.Und sichtbar sein bedeutet, kritisiert zu werden.

Viele Menschen wollen heute vor allem eines:

Bloß nicht anecken.

Bloß nicht auffallen.

Bloß nicht jemandem missfallen.

Die Kultur des schnellen Urteils (Shitstorms, Medien, soziale Netzwerke) hat Menschen vorsichtig gemacht.

Also ärgern sie sich lieber im Privaten – statt öffentlich Position zu beziehen.


7. Warum wehren sich die Menschen nicht?

Eine ehrliche, psychologisch-einfache Zusammenfassung:

  • Sie fühlen sich machtlos

  • Sie sind gestresst und überfordert

  • Ihr Gehirn ist im Alarmmodus, nicht im Handlungsmodus

  • Sie hoffen, dass andere etwas tun

  • Sie fürchten soziale Konsequenzen

  • Sie klammern sich an den Alltag wie an einen Rettungsring

Mit anderen Worten:

Es fehlt nicht an Ärger – es fehlt an innerer Kraft.👉 Menschen schweigen nicht, weil ihnen egal ist, sondern weil sie sich erschöpft fühlen.


8. Was wäre die Lösung?

Psychologisch gesehen braucht eine Gesellschaft:

  1. Mündigkeit – das Gefühl, Einfluss zu haben

  2. Sicherheit – innere Stabilität, um handeln zu können

  3. Gemeinschaft – Gleichgesinnte, die gemeinsam auftreten

  4. Transparente Kommunikation – damit Menschen nicht das Gefühl haben, allein gelassen zu werden

  5. Selbstwirksamkeit – die Erfahrung: „Ich kann etwas bewirken“

Solange Menschen diese Bedingungen nicht spüren, reden sie – aber sie handeln nicht.


Schlussgedanke

Der Mensch ist nicht faul.Er ist nicht feige.Er ist nicht dumm.

Er ist überfordert.Er ist verunsichert.Er ist psychisch ausgelaugt.

Und genau deshalb ist es so wichtig, wieder Räume zu schaffen, in denen Menschen Mut, Gemeinschaft und Handlungskraft zurückgewinnen können – damit aus Ohnmacht wieder Verantwortung wird und aus Frust wieder Gestaltung.


ree

 
 
 

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