Wie Traumata das Gehirn verändern
- info44776

- vor 12 Minuten
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Trauma ist mehr als ein emotionales Erlebnis – es ist eine tiefgreifende Veränderung des Gehirns und Nervensystems. Es hinterlässt Spuren, die sowohl unser Denken, Fühlen als auch Handeln beeinflussen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein einzelnes extremes Ereignis handelt oder um wiederholte, chronische Belastungen wie Vernachlässigung, emotionale Misshandlung oder dauerhafte Überforderung.
Neurologische Veränderungen durch Trauma
Trauma wirkt auf drei zentrale Hirnregionen besonders stark:
Amygdala – das emotionale Alarmzentrum
Erkennt Bedrohungen und aktiviert die Stressreaktion
Bei Trauma ist die Amygdala hyperaktiv, was zu ständiger Wachsamkeit, Überempfindlichkeit gegenüber Reizen und impulsiven Angstreaktionen führt
Hippocampus – das Gedächtnis- und Orientierungssystem
Ordnet Erlebnisse zeitlich ein
Bei Trauma arbeitet der Hippocampus eingeschränkt, Erinnerungen werden fragmentiert und emotional aufgeladen gespeichert
Flashbacks und das Gefühl, das Ereignis sei „jetzt“, sind die Folge
Präfrontaler Kortex – Denken, Selbstkontrolle, Reflexion
Verantwortlich für rationale Entscheidungen, Impulskontrolle und Emotionsregulation
Unter traumatischem Stress wird er gedrosselt, was zu Impulsivität, Lähmung, Überforderung und Entscheidungsschwäche führt
Psychosomatische Folgen
Trauma bleibt nicht nur im Gehirn, sondern im gesamten Körper. Chronisch erhöhte Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin verändern:
Schlaf
Immunsystem
Herz-Kreislauf-System
Muskelspannung
Schmerzempfindlichkeit
Viele traumatisierte Menschen entwickeln daher körperliche Symptome, die medizinisch schwer erklärbar sind: Kopfschmerzen, Reizdarm, chronische Schmerzen oder Erschöpfung.
Auswirkungen auf das Selbstbild
Trauma prägt nicht nur Reaktionen, sondern auch Glaubenssätze:
„Ich bin nicht sicher.“
„Ich bin nicht gut genug.“
„Ich muss funktionieren, um geliebt zu werden.“
Diese Überzeugungen sind tief in neuronalen Netzwerken verankert und beeinflussen Alltag, Beziehungen und Selbstwert.
Heilung und Neuroplastizität
Das Gehirn ist formbar. Traumatische Muster lassen sich verändern, wenn sichere Erfahrungen gemacht werden:
sichere Bindungen
therapeutische Interventionen
körperorientierte Ansätze
emotionale Verarbeitung
Heilung bedeutet nicht, das Trauma zu vergessen, sondern das Nervensystem neu zu programmieren: die Bedrohung als vorbei zu erkennen und innere Sicherheit wiederherzustellen.

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